Vortrag zum Beschaffungswesen der Bundeswehr

Der Steinsaal des Gohliser Schlösschens in Leipzig war im Oktober 2019 wiederum gut gefüllt, als sich die Mitglieder der RK Leipzig-Leutzsch, sowie geladene Gäste zur vierten sicherheitspolitischen Informationsveranstaltung im laufenden Kalenderjahr trafen.

Als Referent für das Veranstaltungsthema „Die Ausrüstung der Bundeswehr, Herausforderungen der Beschaffung“ konnte Brigadegeneral Thorsten Puschmann gewonnen werden, der bis vor kurzem noch als Abteilungsleiter Kampf beim Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) tätig war. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Beauftragten für Sicherheitspolitik Oberstleutnant a.D. Rainer T. Stange.

Brigadegeneral Puschmann schilderte aus seiner bisherigen Verwendung als Abteilungsleiter Kampf facettenreich die Hürden und Stolpersteine, die sich bei aktuellen Beschaffungen für die Truppe in den Weg stellen und beleuchtete dabei eine breite Ausrüstungspalette von Lenkflugkörpern und Abwurfmunition über Kampf- und Schützenpanzer sowie Waffenträgersystemen bis hin zu Kampfmitteln. „Die Herausforderung bei der knappen Stellenbesetzung ist, dass sowohl die Rüstung als auch die Nutzung gleichermaßen bedient werden müssen. Wenn z.B. ein Mitarbeiter des BAAINBw eine Maßnahme der Nutzung vor Ort bei den Soldaten in Mali unterstützt, dann bleibt zu Hause der Schreibtisch mit der Projektarbeit Rüstung ein paar Wochen verwaist.“ Hier findet also ein ständiger Priorisierungsprozess der eigenen Ressourcen statt. Natürlich wird somit eine Priorisierung von Rüstungsprojekten auch von den vorgesetzten Stellen erwartet.

Vom Moderator auf den Sachstand der Beschaffung eines neuen Sturmgewehrs angesprochen, antwortete General Puschmann, dass man sich derzeit im Vergabeverfahren befindet, allerdings auch Zeit durch den Moorbrand im Bereich der Wehrtechnischen Dienststelle 91 in Meppen verloren habe. Auch beim Herstellen der vollständigen Einsatzbereitschaft des Schützenpanzers PUMA gab und gibt es eine Vielzahl von technischen und bürokratischen Hindernissen im Amtsbereich, aber auch in der Industrie, zu überwinden. Beim zukünftigen gemeinsamen Projekt der Entwicklung eines deutsch-französischen Kampfpanzers „MGCS“ (Main Ground Combat System) müsse man gemeinsam aus diesen Erfahrungen lernen. „Hier ist Luft nach oben“, mutmaßte der Referent.

Der auf den Weg gebrachte Gesetzesentwurf eines „Gesetzes zur beschleunigten Beschaffung im Bereich der Verteidigung und Sicherheit und zur Optimierung der Vergabestatistik“ wird sich zukünftig ebenfalls als ein weiterer Baustein für eine beschleunigte Beschaffung auswirken. Den industriellen Schlüsseltechnologien kommt hier eine besondere Bedeutung zu.

Seit Oktober 2019 ist Brigadegeneral Puschmann Projektleiter der Arbeitsgruppe „Umsetzung BeschO“ (Untersuchung Beschaffungs- und Nutzungsorganisation sowie Optimierung Beschaffungswesen) im Bundesministerium der Verteidigung. „Die ‚Task Force BeschO“ hatte dazu einen umfassenden Abschlussbericht vorgelegt, in dem 58 Maßnahmen zur Verbesserung beschrieben werden, die wir jetzt, nach Billigung durch die Bundesministerin der Verteidigung, umsetzen werden!“ erläuterte Brigadegeneral Puschmann.

In dieser Funktion als Projektleiter, in der es nunmehr möglich ist, seine gesamte fachliche Expertise der Optimierung des Beschaffungswesens zur Verfügung zu stellen, erläuterte Brigadegeneral Puschmann seine Ziele, die von der strategischen Planung und Steuerung der Optimierung über effizienteren Personaleinsatz bis hin zu verbesserter Infrastruktur reichen.

Bereits während des Vortrages entwickelte sich ein reger Meinungsaustausch, der im Anschluss und nach einer kleinen Stärkung in ungezwungener Atmosphäre vertieft werden konnte. Auch die Anwesenden, die mit einer anfänglichen Skepsis gegenüber dem „Bürokratiemonster Bundeswehr“ zum Vortrag gekommen waren, konnten sich zuversichtlich auf den Nachhauseweg begeben. Oberstleutnant a.D. Stange hat in seiner Moderation die stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung Ulrike Demmer zitiert, die Puschmann vor einigen Jahren mit dem Prädikat „der Kümmerer“ versehen hatte. Brigadegeneral Puschmann hat beim Auditorium nicht nur den Eindruck hinterlassen, dass er etwas bewegen kann, sondern dies auch zum Wohl der Streitkräfte tun wird.