Wie sicher ist Leipzig?

Von Hptm d.Res. Silko Ronczka

Mehr als 50 Mitglieder und Gäste folgten der Einladung der RK Leipzig-Leutzsch zu ihrer zweiten sicherheitspolitischen Veranstaltung des Jahres 2020 in die Aula der General-Olbricht-Kaserne. Der RK war es ein besonderes Anliegen, nach längerer Corona-bedingter Pause nunmehr endlich wieder eine hochwertige Veranstaltung – unter Beachtung der erforderlichen Hygieneauflagen – durchführen zu können.

Alles sauber in Leipzig?

Der Beauftragte für Sicherheitspolitik Oberstleutnant a.D. Rainer T. Stange begrüßte die Anwesenden, resümierte einleitend zunächst das aktuelle politische und gesellschaftliche Geschehen in der ihm eigenen überaus kurzweiligen Art und lieferte dann mit einer rückwirkenden Betrachtung zu den Krawallnächten in Connewitz dem Referenten eine Steilvorlage.

Als anschließend Polizeipräsident Torsten Schultze vorgestellt wurde, war es still in der Aula und das Thema der Veranstaltung unmittelbar präsent. Schultze ist Leiter der Polizeidirektion Leipzig, führt die Behörde seit Februar 2019 und ist den Leipzigern bereits aus mehreren Vorverwendungen bestens bekannt.

Schultze erläuterte seinen Zuständigkeitsbereich, der mit fast 4.000 km² die kreisfreie Stadt Leipzig, den Landkreis Leipzig sowie den Landkreis Nordsachsen umfasst und von allen fünf Polizeidirektionen im Freistaat Sachsen auch mit 36,3 % (98.688 in 2019) den größten Anteil aller verübten Straftaten aufweist.

Das Hauptaugenmerk seiner Ausführungen legte der Polizeipräsident auf die Stadt Leipzig, die ausgehend von 2016 (88.615 Straftaten) bis zu 2019 (71.696 Straftaten) eine rückläufige Gesamtkriminalität aufweist und damit auch ein Indiz dafür bietet, dass eine Zunahme der Bevölkerung nicht automatisch auch zu einer Erhöhung der Straftaten führen muss.

Die Aufklärungsquote lag in den letzten Jahren zwischen 45 – 47%. Diejenigen Straftaten, die 2019 prozentual am gewichtigsten zu Buche schlugen, waren Diebstahl (49,6%), Körperverletzung (7%), PKW-Aufbrüche (5,9%), Rauschgiftdelikte (3,8%), gefolgt von Wohnungseinbrüchen (1,4%) und Raubdelikten (0,6%). Der scheinbar geringere prozentuale Anteil bei Rauschgiftdelikten resultiert daraus, dass hier weniger Anzeigen erfolgen. „Welcher Dealer zeigt schon seinen Konsumenten an und umgekehrt?“ erklärte Schultze. In Sachen Wohnungseinbrüchen erläuterte der Referent die sogenannte „Broken-Windows-Theorie“ und appellierte an die Zuhörer, erkennbare Schäden, auch Graffiti an Häusern umgehend beseitigen zu lassen. Je heruntergekommener ein Haus aussieht, desto geringer sei die Hemmschwelle zur Verübung von Straftaten.

Bereits während des Vortrages entwickelte sich ein reger Dialog zwischen den Zuhörern und dem Polizeipräsidenten, der dann später noch in zahlreichen Gesprächen vertieft wurde. Es wurde deutlich, dass bei vielen Anwesenden die Lage im links-autonom geprägten Connewitz von besonderem Interesse war. Der immer wieder mit negativen Schlagzeilen hervorstechende Stadtteil werde zumeist nur als Bühne für links-autonome und links-radikale, zunehmend gewalttätigere Aktionen missbraucht, so der einhellige Konsens zwischen Schultze und den Zuhörern. Herr Schultze warb für ein differenziertes Bild des überaus bunten und attraktiven Stadtteils.

Die Teilnehmer der Veranstaltung beendeten den Vortrag mit einem spontanen Applaus als Dank und Anerkennung für die Leistungen der Polizei in Leipzig und gingen an diesem Abend mit einem anderen Bild zur Sicherheitslage ihrer Stadt nach Hause. Mit einem Bild, das nicht vorrangig von negativen Presse-Schlagzeilen dominiert wird, sondern von einer schwierigen, anspruchsvollen Arbeit im Bereich der Aufklärung von Straftaten geprägt ist.